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Selbstsicher ins Berufsleben starten

Berufseinstieg mit chronischen Erkrankungen – ein Gastbeitrag von myAbility

 

Auf ins Berufsleben! Aber wie geht Berufseinstieg mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen? Wie gehe ich mit Unsicherheiten um? Und wie überzeuge ich Arbeitgeber:innen von meinen Fähigkeiten? Michael Zakall arbeitet bei myAbility und betreut im Rahmen des myAbility Talent® Programms Studierende und Akademiker*innen mit Behinderungen, die kurz vor dem (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben stehen.

Er kennt die Gedanken, die sich viele in diesem Zusammenhang machen, auch aus eigener Erfahrung. Denn auch Michael lebt mit chronischer Erkrankung. Er hat uns Fragen mitgebracht, die er häufig gestellt bekommt – und natürlich auch Antworten darauf!

 

Ich traue mich nicht, meine Erkrankung anzusprechen. Was habe ich davon, sie offenzulegen?

Lass‘ mich ehrlich sein: Das Ansprechen einer Erkrankung oder der eigenen Barrierefreiheitsanforderungen kann zu einer Absage führen. Ich sehe das aber so: Durch das Offenlegen filtere ich alle nicht-inklusiven Unternehmen heraus. In einem Unternehmen, das auf deine Bedürfnisse Rücksicht nimmt, hast du weniger Stress, Sachen zu verheimlichen und kannst sachlich argumentieren, warum du beispielsweise eine Pause oder mehr Homeoffice-Tage brauchst. Das kann sehr viel Druck für dich herausnehmen und langfristig Vertrauen schaffen. Gleichzeitig hast du in der Hand, wie viel dein Gegenüber wissen soll und was du kommunizieren möchtest.

Wie kann ich in einem Bewerbungsgespräch von meinen Fähigkeiten und Potenzialen überzeugen?

Wir Menschen lieben Bilder im Kopf! Wenn du von dir überzeugen willst, dann sprich über deine Herangehensweisen an Herausforderungen (und wie du sie bewältigt hast) und erzeuge Case Studies von bekannten Prozessen in deinem Bereich. Dadurch kann sich das Unternehmen bildlich vorstellen, wie gut du zu ihnen passt und wie du zur Weiterentwicklung beitragen kannst. Und zack – werden sie diese Bilder in Zukunft im Kopf haben, wenn sie deinen Namen lesen.

Welche Fragen soll ich Unternehmen stellen, um herauszufinden, ob sie zu mir passen?

Überlege vorab: Was ist dir bei einem Unternehmen wichtig? Ich nehme mich selbst als Beispiel: Mein wichtigster Wert ist eine positive Unternehmenskultur. Wenn die Unternehmenskultur wertschätzend, fördernd und bestärkend ist, bin ich umso motivierter, an einem gemeinsamen großen Ganzen zu arbeiten. Ist es bei dir ähnlich? Oder suchst du nach ganz konkreten Tätigkeiten, einer bestimmten Branche oder willst du vielleicht für ein bestimmtes Unternehmen arbeiten? Sind dir ein bestimmter Arbeitsort oder Homeoffice-Möglichkeiten wichtig? Wenn du weißt, was du dir wünscht, kannst du Arbeitgeber:innen im Gespräch gezielt danach fragen, ob diese Wünsche bei ihnen auch Realität werden können.

Ich bin Berufseinsteiger*in und weiß noch nicht, was ich brauche, um gut arbeiten zu können. Wie kommuniziere ich das?

Es ist vollkommen in Ordnung, ahnungslos zu sein! Du darfst am Anfang einer Karriere stehen, beobachten, lernen, Fehler machen, über Missgeschicke lachen! Gleichzeitig hast du bereits einige Schultage, Vorlesungstage oder Alltage hinter dir, in denen du bereits darauf geachtet hast, was dir guttut und was nicht. Diese Erfahrungen kannst du für dich nutzen. Hat es dir geholfen, Kopfhörer gegen zu laute Geräuschkulissen zu tragen? Half es dir, klar mit deinen Mitmenschen zu kommunizieren, statt von Etwas auszugehen? Unterstützt es dich, laufend Fragen zu stellen? Wendest du dich gerne immer an die gleiche Person? Vielleicht sind das bereits einige deiner sogenannten „Barrierefreiheitsanforderungen“, die bei der Arbeit genauso wichtig sind.

Was sind die größten Sorgen vor dem Berufseinstieg? Gibt es etwas, worüber man sich vielleicht gar nicht so große Sorgen machen muss?

Als Talent Manager bei myAbility spreche ich mit vielen Menschen, die kurz vor dem Berufseinstieg stehen. Wie bereits erwähnt, ist die größte Sorge die Ahnungslosigkeit! Viele Personen im Alter von 20 bis 30 Jahren haben Bedenken, dass sie im Leben bereits weiter sein sollten, als sie es sind. Das ist oft ein Irrtum. Denn wir entwickeln uns so schnell, wie wir eben können. Eine weitere Sorge ist die Angst vor einer negativen Auswirkung, wenn man die Behinderung oder chronische Erkrankung offenlegt. Hier stellt sich die Frage: Wäre man in einem Unternehmen ohne inklusiver Unternehmenskultur glücklich geworden? Oder lohnt es sich nicht doch, nach einem Unternehmen zu suchen, das offen für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen ist? Davon gibt es nämlich gar nicht so wenige. Unternehmen, die ein ehrliches Interesse daran haben, einen möglichst barrierefreien und inklusiven Arbeitsplatz zu bieten, findet man unter anderem auf inklusiven Jobbörsen wie myAbility.jobs.

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Fotonachweis: myAbility/Renée Del Missier